Grambergen.de
Grambergen.de

    Eingangseite

    Karte von Grambergen

    Bilder von heute

    Bilder von früher

    Geschichte(n)

    Gramberger

    Links

    Termine

 

Abschrift des Berichtes
des Amtsvogtes Lürding zu Schledehausen

an das königliche Amt zu Osnabrück,
betreffend die unconzessionierten Schenkwirtschaften
im hiesigen Vogteibezirk.

Schledehausen, den 08. November 1833

Nachdem mehrere der angesehensten Grundbesitzer und sonstige achtbare Mitglieder hiesiger Gemeinde über das hier im Dorfe Schledehausen und besonders auf den Bauerschaften so sehr überhandnehmende Branntweinschenken gegen mich sich beschwerten, verfehle ich nicht, meinem hohen königlichen Amte die sämtlichen in hiesiger Vogtei vorhandenen unconzessionierten Schenkwirte - vierzehn an der Zahl - namhaft anzuzeigen und erlaube ich mir zugleich gehorsamst dabei zu bemerken, wie es nach meiner Ansicht dem Gemeinwohl angemessen sein dürfte, wenn elf dieser Schenken gänzlich zugemacht würden, den anderen dreien aus besonderen Rücksichten und den in einem früheren Berichte angeführten Gründen die Schenke belassen würde.

Wie ferner aus meinem gehorsamsten Berichte vom 28. Oktober 1833 - die Trunksucht des Colon Mönkehus zu Astrup betreffend - beklagenswert genug hervorgeht, welch eine Moral- und Sittenverderben die Branntweinschenken unter den Landleuten herbeiführen, wovon man so oft die schrecklichsten Beweise hat!

Zum Beispiel vor einigen Jahren fand man den Colon Wiesehahn aus Ellerbeck, der des Abends gesund war, des Morgens tot in einer Schoppe des Colon Hemminghaus. Sein Nachfolger, ein junger Mann ist auf 15 Jahre in die Strafanstalt Stade condomniert und die unglückliche Frau von diesen beiden Männern, die mit ihren unmündigen Kindern sich nicht zu helfen wußte, hat sich darauf diesen Sommer selbst entleibt.

Ich selbst war oft Augenzeuge und habe manchmal diese Menschen im Stillen bedauert, wenn selbst wohlmeinende Warnungen von Ihnen durchaus nicht mehr berücksichtigt wurden.

Ganze Nächte hindurch wird oft in solchen Schenken Karten gespielt, gezecht und geschwärmt. Der leichtsinnige Bauer nimmt oft seinen Knecht zur Gesellschaft mit dahin, ja es geht am Ende gar so weit, daß solche Menschen auf dem Acker Pferde und Pflug stehen lassen und im Wirtshaus sitzen. Wie manchmal müssen die armen Tiere, wenn sie warm gearbeitet sind, vor dem Wirtshaus stehen und frieren.

Wie auch den leichtsinnigen und faulen Frauen - sogenannte Schlickertaschen - für alle ihre unnütze Bedürfnisse Absatz finden und alles was in ihrem Hause nagellos ist nach solchen Schenken verschleppen.

Alles dieses sind die unglücklichen Folgen des Branntweintrinkens, befördert durch die auf dem Land überhandnehmenden Schenken. Und was am Ende aus einem solchen Volk noch werden mag, daß weiß Gott! Daß übrigens nicht allein mehrere Familien sondern oft ganze Höfe dadurch ruiniert worden sind, dafür liegen leider traurige Beweise genug vor. Wie wünschenswert es daher sein dürfte, wenn diesem Übel abgeholfen werden könnte ist klar.

Um genaue Kunde darüber einzuziehen, wer zum Schenken berechtigt ist, habe ich die angesehensten Grundbesitzer aus jeder Bauerschaft vorladen lassen um mit ihnen diesen für jeden ordentlichen und gutgesinnten Bürger und Landmann so wichtigen Gegenstand zu beraten.

Aus der Bauerschaft Astrup waren z. B. der Vorsteher Colon Diekmann, Colon Beintker und Colon Lammerth der Meinung, daß ihnen aus besonderen Rücksichten, weil die neue Hauptschule des Kirchspiels daselbst belegen sei, zwei Schenken belassen werden müßten wünschten, daß dem Colon Brüggemann und dem Neubauer Viktor Maschmeyer die Conzessionen erteilt werden möchten.

Aus der Bauerschaft Grambergen waren die Meinungen zwischen den vorgeladenen Colon Bettinghaus, Colon Siek und dem Vorsteher Colon Eggert geteilt. Colon Bettinghaus und Colon Siek glaubten, daß eine Schenke in Grambergen genug sei. Colon Eggert war aber der Ansicht, daß den Bewohnern der Bauerschaft Hiddinghausen der Weg zur Schenke Siek zu weit sei und wünschte daher, daß dem Heuerling Adam Heinrich Erk in Erks Kotten gleichfalls Conzession erteilt werde. Die aus dem Dorfe Schledehausen erschienenen Steuereinnehmer Bullerdiek und Krämer Biok glaubten, daß es billig sei dem Kaufmann Steinkamp, dem Bäcker Westerholt und dem Glaser und Kirchhöfer Lanfering Conzession zu erteilen. Aus der Bauerschaft Jeggen waren der Gemeindevorsteher Meyer zu Meckelesch, der Bauerschaftsvorsteher Colon Brüggemann wie der Colon Uthoff der Meinung, daß die Conzession zum Schenken dem Caspar Knost in Schragen Kotten erteilt werde. Aus der Bauerschaft Wulften stimmten die Colonen Laumann, Niemann und Colon Simon dafür, daß der Colon Börke daselbst mit der Schenkwirtschaft berechtigt sei.

Aus der Bauerschaft Krevinghausen waren der Bauerschaftsvorsteher Colon Bruning, Colon Knokewefel und Colon Siekeloh der Ansicht, daß dem Neubauer und Kornhändler Heinrich Michel die Conzession erteilt werden möge.

Das hohe königliche Amt möge verfügen, daß keinem der Schenkwirte erlaubt wird, des abends bei Licht noch Schnaps zu schenken oder Gäste und Trinkgelage in ihren Häusern zu haben, ebenso alle Tänzereien und Musik strengstens untersagt werden. Wer dagegen handelt soll streng bestraft werden und eine solche Strafe soll gemäß Kabinettsorder zum Besten der Gemeinde in die Gemeindecasse fließen.

Zurück

Grambergen.de
Grambergen.de


Stand: 03. Oktober 2004