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Von denen, die das Siek bewohnten
Geschichte und Geschichten um Menschen und Höfe in der Waldmark
(Kirchspiel Schledehausen) Teil V
Ein urwüchsiger Bauer, geboren 1817 auf Rüssen Erbe
Christian Rüsse war sein Name. Als im Nachbarlande Preußen Friedrich der Große seine Untertanen zum
Kartoffelanbau zwingen wollte, sagte Christians Vater: "Vo dat Untüg (die Kartoffel) kann ik dat Land nich
hiärgiben!" Christian hatte eine eiserne Natur, er wurde über 90 Jahre alt und braucht nie den Artz, Sommer
und Winter wusch er Gesicht und Hände (mehr war damals nicht üblich) am großen steinernen Wasserkumm
auf dem Hofe unter der Dachrinne, der als Viehtränke diente. Im Winter mußte erst die Eisdecke zerschlagen
werden. In unübertrefflicher Vollkommenheit besaß Christian folgende Eigenschaften: übertriebene
Sparsamkeit, ebensolchen Fleiß, und makeloses kirchliches Verhalten. er strich sich selbst die Butter dünn
aufs brot und wünschte das auch bei seinen Hausgenossen. Wenn er Dünger über den Janbrink zur Buddenkuhle
führ, so suchte er sich Schnecken in Flaskamps Siek, mit denen er die hölzernen Achsen seines Wagens schmierte.
Beim Einfahren durfte auch nicht ein einziger Halm auf dem Felde vergessen werden. Im Winter spann der schon alte Mann Tag
für Tag; im Frühjahr mußte ebenso Tag für Tag ein Berg von Brennholz zerkleinert werden. Seine
unerschütterliche kirchliche Einstellung verlieh ihm eine beneidenswerte Sicherheit im Leben. Vor Blitz und Donner
fürchtete er sich nicht im geringsten. Wenn er zum Abendmahl ging, wusch er sich die Füße, und wenn er
glaubte, in der Nachbarschaft mit jemanden Differenzen zu haben, ging er zu diesem, um die Angelegenheit zu bereinigen,
dann erst trag er den Weg zum Tisch des Herrn an.
Nun wird der Leser mich fragen, woher ich das alles so genau weiß, über einen Mann auf einem fremden Hofe.
Dieser eiserne Mann war mein Stiefgroßvater, der zweite Ehemann meiner Großmutter, geb. Bohmann. Wenn er
der Erbe auf Rüssen Stätte geworden wäre, würde der Hof wahrscheinlich noch heute bestehen. Die
Beschäftigung und Erziehung der fünf Jungen unseres Hofes lag teilweise in seinen Händen. Es war nicht
immer eine ungetrübte Freude für die fünf.
Halberbe Rodenkamp (oder Rahenkamp) in der Waldmark
Die Stätte ist heute ein Pachthof des Vollerben Waldmann. Der Name des Halberben wechselte in der Form. Als R.
"wegen erlittenen Schadens" im Dreißigjährigen Kriege den Erbköttern gleichgesetzt wurde, hieß
der Hof Rodenkampf, auch Rahenkamp, Der Hame hängt mit Roden, Ausroden zusammen, kann aber auch
zurückzuführen sein auf einen Kamp von rötlicher Färbung, weil in der Umgebung des Gehöfts
der rote Mergel in mächtigen Bänken an die Erdoberfläche tritt. Nach der Neufestsetzung der Steuerklasse
ging es mit dem Hofe langsam aber sicher bergab. Nach dem großen Brande 1781 in Schledehausen brachten Rahenkamp
und Buddecke in einer Geldsammlung für den Wiederaufbau, die sie bis nach Holland führte, den Betrag von 1397
Talern ein. Rahenkamp wurde jedoch durch Niehenke abgelöst.
Aus Hoppes Begräbnistagebuch erfahren wir weiteres über Rahenkamps Schicksal. 1787 starb an den Pocken sein
kleinstes Töchterlein, im folgenden Jahre ebenso sein kleinster Sohn. um 1800 wohnte Rahenkamp in Volberts Kotten.
1813 starb Kolon R. und Hoppe bemerkte: "Mit diesem Verstorbenen hat man viele Veränderungen erlebt." 1836
fügt Hoppe seiner Eintragung hinzu: "arme Leiche". 1847 wird von dem unklugen Sohn der Rahenkamps Tochter gesprochen.
Die nachgelassene Stätte der untergehenden Familie R. hatte Waldmann übernommen, der dafür seine Leibzucht
unten im Sieke wieder verkauft.
Adolf Westerfeld, 1962
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