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Von denen, die das Siek bewohnten
Geschichte und Geschichten um Menschen und Höfe in der Waldmark
(Kirchspiel Schledehausen) Teil VII
Hollandgänger aus der Waldmark
Um das Jahr 1800 herum stand das Hollandgehen in hoher Blüte. Auch aus der Waldmark machten sich rüstige
Männer in jedem Jahre zu Fuß mit Lebensmitteln und Arbeitsgerät versehen nach Holland auf, um gegen
blanke Taler oder Gulden die schwersten Arbeiten auszuführen. Über das Los dieser Sommerarbeiter berichtet
Hoppe in seinem Begräbnistagebuch: " Im September 1788 Kehrte Bals Henrich Kipsiek aus Holland am Abend des
gleichen Tages zurück, als seyn Vater war beygesetzt, am andern Morgen in der Frühe starb der Sohn so
unversehens weg und war des vorigen Abend gesund zu Hause kommen." Im September 1794 kam Friedrich Jürgens
aus Bohmanns Kotten "als ein Kranker zurück" und starb zwei Tage später. Im Herbst 1811 "kamen sehr viele
krank und ungesund aus Holland Zurück". C. Heinrich Rademacher "kam aus Holland vom mehen (= Mähen) krank
zu Hause und war schon 28 mahlen dahin gewesen, starb einige Tage nachher und war man 44 Jahre alt geworden. Nikolaus
Deitemeyer in Kummings Kotten war auf das mehen in Holland gewesen, kam gesund zurück, starb einige Tage
später und hinterließ sieben Kinder". Als 3 Heimkehrer wird B. H. Veregge in Laumann (= Lahmanns) Bachse
(= Backhaus) aufgeführt. Er kam glücklich zurück, starb aber einige Tage später und hinterließ
sechs lebende Knaben".
Schatzfreie Höfe
zu den mit besonderen Rechten ausgestatteten Höfen der Hausgenossenschaft Essen, gehörten die Vollerben in
Grambergen und Bettinghaus in Deitinghausen. Sie waren nicht wie die Rittereigenen der schrankenlosen Willkür
eines Gutsherrn ausgesetzt. Über ihren Genossenschaftsbetreuer, zumeist ein Meyer (Schledehausen, Belm, Essen),
waren sie ihrem Gutsherrn, dem Landesherrn, dem Domkapitel, dem Bischof, zu gewissen Abgaben und Leistungen verpflichtet,
doch waren diese in erster Linie angewiesen, sich für die Genossen einzusetzen.
Von der staatlichen Steuer befreit waren die schatzfreien Höfe, deren es in der Waldmark drei gab: Der Meyer zu
Schledehausen, Deitemeyer in Deitinghausen (früher Deteringsmeyer, Detingmeyer, de Tichmeyer). Deitemeyer wurde
1693 von einem Hochw. Domkapitel befreit. Diese Freiheit wurde 1808 beendet. Als 3. Erbe war schatzfrei die Feldmühle
durch ihren Gutsherrn von Hammerstein-Gesmold.
Lehrernachwuchs aus der Waldmark
Um die letzte Jahrhundertwende übte der Lehrerberuf für die Bauernsöhne der Waldmark eine große
Anziehungskraft aus, und die damaligen Lehrerbildungsanstalten zumeist von Melle und Osnabrück waren besonders
begehrte Schulen der Bauernjugend. Ich bin fast versucht, anzunehmen, daß frühere Lehrer aus der Waldmark
über ihren Tod hinaus noch wirksam gewesen sind. Die beiden Hoppe in Astrup und die beiden Bergmann in
Schledehausen sind hier zu nennen. Es folgen dann später Otting aus Westrup, zuletzt in Lintorf, und Beinker
aus Astrup, der 1905 von Bremen aus, maßgeblich an der Errichtung des Sanatoriums in Schledehausen wirksam war.
Nach diesen überstürzten sich die Meldungen zum Lehrerberuf geradezu, aus manchen häusern zwei, ja sogar
drei Bauernsöhne, die sich entschlossen, Lehrer zu werden. hier ihre Namen: Averbeck 2, Lührmann 1, Lahmann 1,
Ziegemeyer 2, von denen einer wegen der schlechten Anstellungsverhältnisse zum Kaufmännischen
hinüberwechselte, Greiwe, der wegen Krankheit aufgab, Westerfeld 3, der jüngste Vertrete, E. Bettinghaus,
fiel in der Ausbildungszeit einem Unglück zum Opfer. Es ist mir nicht bekannt, daß im gleichen Raum in
den letzten Jahrzehnten jemand Lehrer geworden wäre. Oft haben die Höfe Sorge, einen Erben zu finden.
Zudem hat die zeit des "Dritten Reiches" hier viel Schaden angerichtet.
Ein hundertjähriger Soldatenrock
Mein Vater, ein Soldat des 7. Hannoverschen Inf. Rgt. in Osnabrück, hat diesen Rock getragen. Er mußte ihn
als Reservist im Kriege der Deutschen untereinander (1866) wieder anziehen. Trotz gewonnener Schlacht bei Langensalza
am 27. Juni, mußte er als Geschlagener des Krieges in seine Heimat, auf seinen Hof zurückkehren. Der Rock,
der auf dem Innenfutter den Stempel 1856 aufweist, wurde von seinem Träger trotz des verlorenen Krieges hoch in
Ehren gehalten, und an jedem 17. Juni in die Sonne gehängt, was seine Hofeserben in diesen Tagen hoffentlich nicht
vergessen.
Der hundertjährige Rock mit einer stattlichen Länge ist kaum von Motten angefressen. Diese werden vielleicht
abgeschreckt von dem Schweiß, mit der er getränkt wurde. Der Rockträger war im Grunde seines
Herzens ein getreuer Anhänger seines angestammten hannoverschen Königshauses, machte aber im praktischen
Leben nie Gebrauch von seiner inneren Einstellung, ließ sogar drei seiner Söhne in den Dienst seines
Gegners von 1866 treten.
Wenn man sich aus Neigung und Liebhaberei mit dem hier in wenigen Kurzberichten vorgetragenen Stoff befaßt hat, so
will die Zahl der Themen, die zur Wahl stehen, kein Ende nehmen. Zu einer Fortsetzung findet sich später vielleicht
Gelegenheit. Die Ausführungen in eigener Sache mögen in dem etwas größeren Rahmen verstanden worden
sein.
Adolf Westerfeld, 1962
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