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„Feldmühlen“ in der Waldmark

Ein adelig-freies Gut – Von Adolf Westerfeld
aus: Kislings Allgemeiner Kalender 1966, Seite 57 ff

Als die aus dem Norden zugewanderten Sachsen in unsern Heimatlanden zur Ruhe gekommen waren, folgten um das Jahr 800 aus dem Westen neue Eroberer, und unsere Vorfahren büßten nicht nur ihre Freiheit, sondern auch ihren Götterglauben ein. Das von den Franken gebrachte Christentum suchte seine Vertreter auch mit weltlicher Macht auszustatten; so entstand unser Land, das Bistum Osnabrück, mit dem Bischof an der Spitze. Erst im Jahre 1802 wurde diese Zeit durch eine neue abgelöst.

Nach der Jahrtausendwende wurde im Osnabrücker Lande der Grund zur Bildung neuer Adelshöfe gelegt. Höfe, Mühlen, Viehhäuser, Grundstücke und andere Berechtigungen, die sich in der Hand des Landesherrn befanden, konnte dieser als Lehnsherr an Personen, die aus dem von ihm abhängigen niederen Adel stammten und zu den Vasallen, Ministerialen oder Dienstmannen gehörten, übertragen und durch die Übertragung oder Belehnung zu gewissen Leistungen verpflichten. Wir befinden uns in der Blütezeit des Lehnwesens. Über die Belehnung wurde genau Buch geführt, es entstanden die Lehnregister, die zum Teil noch erhalten sind. In einem solchen Lehnregister werden wir bekannt gemacht mit dem Vollerbe, von dem hier die Rede sein soll: Veldmühlen in Hiddinghausen, Kirchspiel Schledehausen.

Das bisherige Vollerbe wurde durch die Belehnung mit einem Adeligen und durch Befreiung von allen Lasten, Schatzungen und Aufgeboten zu einem adelig-freien Gut. Wie die meisten Güter dieser Art wurde die Veldmühle jedoch nicht landtagsfähig, konnte also nicht teilnehmen an den Zusammenkünften des Osnabrücker Landtages, in dem die drei Stände, das Domkapitel, die Ritterschaft und die Stadt Osnabrück, über das Wohl und Wehe des Bistums berieten und beschlossen und die Gesetzgebung handhabten.

Aus dem Bruckstück eines Lehnprotokolls der Jahre 1350 bis 1361 hören wir zum erstenmal etwas Genaueres über das Lehngut Feldmühlen. Ich zitiere nach dem Register: Alheidis de Veltmolen est infeudata de domo ibidem in parrochia Schledesen; in Deutsch: Adelheid von der Feldmühle ist mit einem Haus daselbst im Kirchspiel Schledehausen belehnt worden. Eine weiter Eintragung in dem Lehnregister: Joh’s Veltman infeudatus est cum domo hermanni tor Veltmolen in burscapio to Hiddinghausen in parr. Sledesen; in deutscher Übersetzung: Johannes Veltmann ist mit dem Hause Hermanns zur Feldmühle in der Bauerschaft Hiddinghausen im Ksp. Schledehausen belehnt worden.

In der in Jahrzehnten zusammengetragenen umfangreichen und wertvollen Arbeit „Rittersitzer im Fürstentum Osnabrück“, von R. v. Bruch, ist auch ein kurzer Abschnitt dem „adeligen Gut“ Veltmühlen gewidmet, denn es war ja besetzt mit einem Vertreter des Dienstmann-Adels. R. v. Bruch schreibt über das Gut wie folgt: Veltmühlen war ein adelig-freies Gut. Der Osnabrücker Bürger und Ältermann Conrad Harsewinkel und seine Frau Maria, geb. v. Kerssenbrock, hatten es von der Witwe eines Gerhard Ledebur gekauft. Sie veräußerten es am 23. August 1604 an den Osnabrücker Bürger Statius Reinking und dessen Frau Gertrud, geb. Jambs. Diese heiratete nach dem Tode des Mannes den Amtsvogt zu Wittlage, Johannes Corfey. Beide Ehegatten verzichteten am 2. Oktober 1641 auf alle Rechte an Feldmühlen zugusten ihres Sohnes bzw. Stiefsohnes Stephan Reinking, der Bürger von Osnabrück war. Dieser verkaufte das Gut am 1. Juni 1607 (soll das 1647 heißen?) für 2200 Taler an Georg Christoph v. Hammerstein zu Gesmold. Um 1867 wurde Feldmühlen an den Kaufmann Heinrich Paul in Melle verkauft, der das Gut parzellierte. Das Restgut von 18 ha gehört jetzt (1830)(soll wohl 1930 heißen) dem Landwirt Heinrich Grothaus, dessen Vater es 1875 von Paul erstanden hat.

Feldmühlen besaß die niedere privative Jagdgerechtigkeit auf den eigenen Wrechten und die auml;user und der Hiddinghäuser Mark. Im Jahre 1770 belief sich seine Größe auf 23 Malterssat, im Jahre 1840 auf 110 Morgen. (1 Malterssat = 12 Scheffelsaat; 1 Morgen = 2 Scheffelsaat.)

Das Gut besitzt kein herrschaftliches Herrenhaus.

Soweit R. v. Bruch, ergänzt durch einige Angaben des Berichters. In unbekannter Frühzeit ist Veltmühlen aus einem Bauernerbe hervorgegangen und erst unter der Hand des Landesfürsten zu einem Edelsitz geworden. Unter den Namen zu Beginn des obigen wörtlichen Zitats finden wir einige bekannte von Osnabrücker Edelleuten. Älterleute sind aus den 11 Ämter oder Gilden hervorgegangene Angehörige der städtischen Verwaltung Osnabrück. Bei dem Reinking sind wir im Kreise Wittlage angelangt. R. war damals ein Erbe, heute das Pflegehaus in Eielstädt. Wrechten, gesprochen auch Frechten, sind die bepflanzten Wälle und Gräben der adeligen Güter. Amtsvogt Corfey stammte von Feldmühlen und war Amtsvogt zu Wittlage. Im Besitz von Gesmold, liest man in den Urkunden über Feldmühlen: 1717, Die Krämersche in Föckinghausen war eine Tochter des Feldmüllers zu Hiddinghausen. Die Feldmühle war schatzfrei. Als dann ihr Vater (auf der F.) in den Jahren des Bischofs Ernst August Viehschatz geben sollte, worauf besonders der Kanzleidirektor Derenthal drang, auch gepfändet wurde, verkaufte er sein Besitztum an den abgelebten Grossvogt von Hammerstein, worauf es dann frei geblieben ist. Als Erbe und selbständiger Edelsitz hatte Feldmühlen im Jahre 1545 einen Viehbestand von 5 Pferden, 6 Kühen, 2 Small (= Rinder), 18 Swyn (!), dazu 2 Magd (!), 1 Knecht. Nach dem 30jähr. Kriege betrug die Zahl der Schafe auf der Feldmühle 121, 3 bis 4mal soviel wie auf den andern Höfen der Waldmark. Ob diese ungewöhnlich große Zahl von Schafen in Verbindung zu bringen ist mit der nahen Branheide und dem Hamelkotten! 1766 wurde dem Feldmüller 1 Bulle vom Wolf zerrissen.

Wie vielen Lesen bekannt sein dürfte, wirkten die beiden Lehrer Hoppe, Vater und Sohn, in der Waldmarkschule Astrup und führten gewissenhaft Buch über alle Todesfälle im Bereich der Schule von 1787 bis 1861, auch über diejenigen auf der Feldmühle; 13 Beerdigungen begleiteten die Hoppes von der F. aus mit ihren Schulkindern, eine Zahl, die weit über dem Durchschnitt im Schulbezirk liegt. Die Feldmühle wird von ihrem Besitzer (Gesmold) vermietet gewesen sein. Unter den Toten der F. tauchen Namen auf wie Averbeck, Oberbeck, Erck, Hespe, Russwinkel, in der Gegend bekannte Namen, die vermuten lassen, daß sie auf der F. gewohnt hatten, diese vielleicht als Leibzucht oder Altersheim angesehen hatten und dort auch gestorben waren. Die erste der Feldmühleneintragungen lautet unter Nr. 135: „Eine alte Frau auf der Feldmühlen, im alten Hause.“ – Es stand wahrscheinlich das neue, noch heute vorhandene, schon daneben, das äußerlich, wie ich früher schon hervorhob, von der Bauweise der übrigen Erbeshöfe erheblich abweicht. Ich hoffe, es auch innen noch einmal zu sehen.

Heute wieder, wie zu Anfang seiner Geschichte, ist die Feldmühle ein Bauernhof wie viele der kleinen Adelshöfe, in denen das Leben nach der Wiederverweltlichung genauso abläuft wie auf jedem andern Hofe von gleichem Umfange. Wie ich hörte, hat auf dieser uralten Stätte seit reichlich einem Menschenalter der Tod mehrfach hart eingegriffen, so daß ein Namenswechsel eigentlich hätte stattfinden müssen. Es ging hier aber wie auf vielen andern Höfen: Die Menschen gingen, doch blieben die alten Hofnamen, hier Veldmühlen – die Feldmühle. Doch wurden nach und nach auch neue Namen Wellner, Grothaus und Ellermann gebraucht, so dass mein fast 90jähriger Bruder W. in der Schule erlebte, daß ein Schüler von der Feldmühle in der Schule laut und vernehmlich gekanntgab: „Ich heiße nicht mehr Grothaus, ich heiße Ellermann!“

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Stand: 09. November 2005